Dadurch öffnet er den bildhauerischen Raum für die Interpretation des Betrachters, der quasi instinktiv dazu neigt, den so entstandenen Leerstand einer Bestimmung zuzuführen. Das Spiel mit Präsenz und Absenz, mit Leere und Fülle, führt der Künstler auch in anderen Arbeiten fort, am offensichtlichsten in dem kettenähnlichen Werk mit dem vielsagenden Titel Ein neuer Ort (2019), sowie in Ohne Titel (2019), dessen halb-kreisförmiger Ausschnitt einer weiteren Verwendung zu harren scheint. Auch diese vermeintliche Unabgeschlossenheit lässt sich durch den eingangs erwähnten Begriff bezeichnen. Macht der Betrachter eine lecture en creux eines Werks, dann versucht er,das nicht explizit Ausgedrückte oder Vorhandene, durch sein augenscheinliches Fehlen aber auf sich aufmerksam Machende aus dem Werk abzuleiten– hier sozusagen das skulpturale Äquivalent des Zwischen-den-Zeilen-Lesens. Eine solche Lektüre würde vermutlich die doppeldeutige Symbolik von Keil und Kette an den Tag legen, die wiederum als Ausdruck der künstlerischen Gemütslage in der Folge eines folgenreichen Orts- und Kulturkreiswechsels gedeutet werden könnte.
Obletzteres aber tatsächlich zutrifft, liegt, wie es der Künstler ja bereits angedeutet hat, letztlich »jenseits« unseres Wissens.
Patrick (Boris) Kremer
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